Gasheizung mit Flüssiggas betreiben

In der aktuellen Debatte um die Abhängigkeit von Erdgaslieferungen aus dem Ausland strebt die Bundesregierung derzeit den raschen Ausbau von Flüssiggasterminals an, um die Gasversorgung mit dem Brennstoff sicherzustellen. Doch inwiefern eignet sich Flüssiggas auch für den Betrieb von Gasheizungen?

Herstellung von Flüssiggas

Anders als Erdgas, das in gasförmiger Form aus dem Boden gewonnen wird, fällt Flüssiggas als Nebenprodukt bei der Erdgasproduktion an. Während Erdgas vorwiegend aus Methan besteht, setzt sich Flüssiggas aus Butan und Propan zusammen.

Durch den flüssigen Aggregatzustand, den das Gas in der Regel aufweist, muss es nicht über Pipelines transportiert werden, sondern kann auch verschifft und mit Lkws verfahren werden. Vor der Nutzung wird das Gas dann wieder in seinen gasförmigen Zustand versetzt. Dabei ist der Einkauf etwas teurer als jener von Erdgas.

 

Flüssiggas – diese Arten gibt es

Flüssiggas kann schon bei geringem Druck in flüssiger Form gelagert werden. Wie auch Erdgas ist Flüssiggas dabei ein fossiler Brennstoff, der sich vor Millionen von Jahren durch die Ablagerung organischer Stoffe gebildet hat. Dabei lassen sich zwei verschiedene Flüssiggas-Arten unterscheiden:

  • LPG: Liquefied Petroleum Gas, das auch als Autogas oder Campinggas bekannt ist. Dieses bezeichnet das Flüssiggas im eigentlichen Sinn, da die Inhaltsstoffe Butan- und Propangas schon unter geringem Druck bei Raumtemperatur flüssig sind.
  • LNG: Liquefied Natural Gas ist per definitionem kein Flüssiggas im eigentlichen Sinn. LNG bezeichnet vielmehr verflüssigtes methanhaltiges Erdgas, das eines hohen Drucks und sehr niedriger Temperaturen bedarf, um den ansonsten üblichen gasförmigen Zustand zugunsten des flüssigen zu verlassen.

Als dritte Variante ist inzwischen auch Bio-LPG erhältlich, das aus industriellen Reststoffen und pflanzlichen Ölen produziert wird. Es hat die gleichen chemischen Eigenschaften wie klassisches LPG und kann daher auch vergleichbar zum Einsatz kommen. Diesem Produkt wird aufgrund seiner positiven Klimabilanz ein großes Zukunftspotenzial vorausgesagt, das die Nutzung von Flüssiggas-Heizungen weiter vorantreiben könnte.

Eigenschaften von Flüssiggas zum Heizen

Die Zusammensetzung von Autogas unterscheidet sich den Jahreszeiten entsprechend, um den jeweils besten Wirkungsgrad abhängig von den Außentemperaturen zu erzielen. Bei Flüssiggas zum Heizen ist die Zusammensetzung mit 95 % Propan und Propen sowie 5 % Ethan und Butan festgelegt. Diese Mischung liegt bei normalen Temperaturen in einem gasförmigen Zustand vor. Sie ist extrem leicht brennbar und reagiert in Verbindung mit Luft explosiv. Das Volumen im gasförmigen Zustand liegt dabei um das 260-fache höher als im flüssigen Zustand.

Bei einem Druck von rund 8 bar verflüssigt sich das Gasgemisch und verringert sein Volumen auf ein 260stel. Das bedeutet etwa, dass 100 Liter Gas in flüssiger Form in ein 0,4 Liter-Glas hineinpassen.

Der Heizwert dieses Gasgemisches liegt etwa bei 12,9 kWh/kg beziehungsweise über 28 kWh/m³ und damit deutlich über jenem von Erdgas. Mit 530 g/Liter ist es zudem deutlich leichter als Erdgas und Heizöl.

Die Lagerung von Flüssiggas

Während Erdgas per Gasleitung von einer externen Quelle bei Bedarf zur Heizungsanlage transportiert wird, erfolgt die Lagerung von Flüssiggas in Tanks auf dem eigenen Gelände. Das Befüllen der Tanks erfolgt über Lkws – ähnlich, wie man es von Heizöl kennt.

Das das Gas explosiv ist, benötigt der Tank eine Schutzzone, in der z. B. das Rauchen strikt verboten ist. In Innenräumen müssen hingegen z. B. Elektroinstallationen in den Aufstellräumen EX-geschützt sein.

Wird Flüssiggas in Räumen gelagert – was bei Behältern von bis zu 6.500 Litern in eigens dafür geschaffenen Räumen, bei einem Volumen von bis zu 30.000 Litern in einem eigenen Brandabschnitt erfolgen muss – bedarf es der ausreichenden Belüftung. Andernfalls droht Erstickungsgefahr, da Flüssiggas schwerer als Luft ist und den lebensnotwendigen Sauerstoff einfach verdrängt. Darüber hinaus müssen innenliegende Lagerräume von außen zugänglich sein und über der Erdoberfläche liegen.

Die richtige Größe des Tanks hängt dabei ab vom Jahresbedarf, d. h. dem Wärmebedarf in kWh / Heizwert pro Liter. Hinzu kommt eine Sicherheitsreserve, da nur rund 85 % eines Tanks befüllt werden dürfen. Natürlich spielt auch der vorhandene Platz im Freien oder dem Innenraum eine Rolle bei der Dimensionierung des Tanks.

Kosten von Flüssiggastanks

Die Anschaffungskosten für einen Flüssiggastank belaufen sich auf rund 1.500 bis 2.000 Euro. Hinzu kommen gegebenenfalls weitere Kosten für den Hausanschluss und die Lieferung des Tanks von weiteren 400 Euro. Alternativ können Sie einen Flüssiggastank mieten. Allerdings geht damit nicht selten eine Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter einher, die Preisvergleiche erschwert.

Gasheizungen mit Flüssiggas betreiben

Flüssiggas lässt sich genauso wie Erdgas für Heizungsanlagen nutzen. Das gilt sowohl für Anlagen im Niedertemperaturbereich wie auch bei Gasheizungen mit Brennwerttechnik. Die Gasheizung lässt sich sogar mit handelsüblichen Gasflaschen betreiben. Das ist zwar kostspielig, stellt die Wärmeversorgung allerdings auch dann sicher, wenn der Nachschub auf sich warten lässt.

Beliebte Heizungsanlagen sind moderne Brennwertanlagen. Doch auch in Blockheizkraftwerken, Brennstoffzellen und Hybrid-Gasheizungen findet Flüssiggas immer wieder Anwendung.

Daneben erweist sich Flüssiggas in Ferienhäusern oder ländlichen Gegenden als idealer Brennstoff, wenn es keine Gasleitung gibt. Gleiches gilt für den Betrieb von mobilen Strahlungsheizungen, die sich nicht nur in der Außengastronomie, sondern auch als temporäre Werkstatt- und Garagenheizungen eignen.

Vorteile von Flüssiggas-Heizungen

  • Flüssiggas kann auch dort zum Betrieb einer Heizungsanlage genutzt werden, wo es keine Gasleitung gibt. Das gilt für Grundstücke, die erst in absehbarer Zeit erschlossen werden ebenso wie für ländliche Regionen oder Ferienhäuser.
  • Der Energiegehalt von Flüssiggas ist ungleich höher als jener von Erdöl oder Erdgas. Zudem verbrennt Flüssiggas nahezu emissionsfrei. So arbeitet die Heizungsanlage besonders effizient.
  • Da Flüssiggas bei der Erölraffinierung ohnehin anfällt, bedarf es keiner separaten Förderung des Rohstoffes.
  • Die Lagerung von Flüssiggas ist sowohl im Haus als auch im Freien möglich. Es braucht hierzu lediglich ausreichend Platz, um die Sicherheitsvorschriften einzuhalten.
  • Beim Betrieb einer Heizungsanlage mit Flüssiggas ist kein Schornstein notwendig. Es reicht eine einfache Abgasleitung aus.
  • Die Versorgungssicherheit bei Flüssiggas ist besonders hoch. Während Erdgas von wenigen ausländischen Anbietern abhängig ist, kann Flüssiggas über den Seeweg oder die Straße importiert werden.
  • Flüssiggas ist inzwischen sogar als Bio-Variante erhältlich und damit besonders umweltfreundlich.

Nachteile von Flüssiggas

Neben den zahlreichen Vorteilen gibt es allerdings auch Nachteile von Flüssiggas:

  • Da der Brennstoff an die Erdölproduktion gekoppelt ist, ist Flüssiggas ein endlicher Rohstoff.
  • Flüssiggas ist im Vergleich zu anderen Brennstoffen vergleichsweise teuer, wobei der Preis an den Heizölpreis gekoppelt ist.
  • Bei der Nutzung gibt es einige Sicherheitsrisiken wie die Explosionsgefahr oder die Erstickungsgefahr bei unzureichender Belüftung.
  • Die Anschaffung eines druckfesten Tanks ist teurer als die eines klassischen Heizöltanks.

Informieren Sie sich bei Fachkräften mit langjähriger Expertise, inwiefern sich die Anschaffung einer Flüssiggas-Heizung für Ihr Bauobjekt eignet, um sich unabhängiger von Erdgasimporten zu machen und die Vorteile des zukunftsträchtigen Bio-LPGs schon in Kürze zu nutzen.